Karl von Frisch damals und heute – Wie Bienen die Welt sehen und kommunizieren
Karl-von-Frisch-Vortrag von Prof. Tautz am 20.11.2019
Zum Jubiläum des 25. Karl-von-Frisch-Tags war am 20.11.2019 mit Prof. Jürgen Tautz, bekannter Bienenforscher und Autor, ein besonderer Referent am KvFG. Zum Thema „Karl von Frisch damals und heute - Wie Bienen die Welt sehen und kommunizieren“ nahm er die zahlreichen Zuhörenden in der vollen Aula mit in die Wahrnehmungswelt der Bienen.
Auf Blüten sehen Bienen für uns Menschen unsichtbare Saftmale aus UV-Licht, rot dagegen erscheint schwarz. Ihre Welt ist grob verpixelt. Während des Fluges sehen sie schwarz-weiß. Erst aus der Nähe erkennen sie Farbe und Blüte genauer. Dieses Farbensehen hat Karl von Frisch erstmals nachgewiesen, was damals eine Sensation darstellte. Herr Tautz betonte die Bedeutung Karl von Frischs für die Bienenforschung, zeigte aber auch, wie mit moderner Technik diese Forschung heute weitergeführt wird: Computer-Chips auf dem Rücken machen das Verhalten einzelner Bienen nachvollziehbar. So konnte gezeigt werden, dass die Tanzsprache nicht so präzise ist wie gedacht, sondern nur der Start in eine Blüten-Suchaktion, die meist durch die Hilfe erfahrener Sammelbienen zielgerichtet zu Ende gebracht wird.
Versuche zur Intelligenz der Bienen zeigen, dass Bienen sich Wege durch ein Labyrinth merken können und einen einfachen Mengenbegriff haben.
In der Fragerunde betonte Prof. Tautz, dass Spritzmittel wie Neonicotinoide die Wahrnehmung von Bienen stören und dazu führen, dass Bienen nicht in den Stock zurückfinden. Die sehr gute Geruchsempfindlichkeit und Merkfähigkeit von Bienen werde genutzt, um z.B. Sprengstoffe zu entdecken. Prof. Tautz gab uns mit seinem Vortrag einen Einblick in eine faszinierende Welt der Bienen.
Blütenfarben und Farbensehen der Bestäuber sind zwei untrennbare Seiten einer Medaille. Mit den Bienen haben die Blütenpflanzen Partner gefunden, die es ihnen erlauben, für ihren Sex auf den unzuverlässigen Wind für die Übertragung des Blütenstaubes als Liebesbote zu verzichten. Dafür haben sich die Blütenpflanzen ein neues Problem eingehandelt: Jede muss im Marktgeschrei auf dem Blütenmarkt besonders Auffälliges bieten, um die Bienen von den direkten Konkurrenten abzulenken. Gestalt, Farbe und Duft der Blüten sind die Bausteine, die dabei eingesetzt werden. Der Sehwelt der Bienen kommt demnach eine höchst wichtige Rolle zu.
Honigbienen kommunizieren untereinander. Eine der relevanten Zusammenhänge ist dabei die Rekrutierung unerfahrener Bienen zu neu entdeckten Futterquellen. Beim Schwärmen werden mit den gleichen Signalen tausende von Bienen zu neuen Nisthöhlen gebracht.
Zu den Abläufen hierzu, wie zur Sinneswelt der Honigbienen, hat Karl von Frisch entscheidende Entdeckungen gemacht. Auf seinen Erkenntnissen baut die Weiterentwicklung der Modelle zur Kommunikation bei Bienen auf, nicht zuletzt durch Methoden und Technologien, die uns erst in jüngerer Zeit zur Verfügung stehen.