Bodenerosion – die unterschätzte Gefahr: Warum wir den Boden unter unseren Füßen verlieren
Karl-von-Frisch-Vortrag von Prof. Scholten am 20.11.2013
„Bodenerosion ist für die meisten Menschen kein alltägliches Problem und doch ist es das größte Umweltproblem der Erde!“, so Professor Dr. Thomas Scholten vom Geographischen Institut der Universität Tübingen, der in diesem Jahr Ende November auf dem Höhnisch den Karl-von-Frisch-Vortrag hielt. Der gut besuchte und für die Zuhörer sehr verständlich gehaltene Vortrag stand ganz in der Tradition unseres Namensgebers Karl von Frisch, wissenschaftliche Inhalte einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Sein Thema lautete: „Bodenerosion – die unterschätzte Gefahr: Warum wir den Boden unter unseren Füßen verlieren“. Der ausgewiesene Bodenkundler Prof. Scholten erläuterte dabei zunächst die Rahmenbedingungen der Bodenerosion: Der Bodenabtrag ist deutlich höher als die Bodenneubildung – ein irreversibler Prozess.
So steht bei einem Boden, auf dem zum Beispiel Mais angebaut wird, einem Zentimeter Bodenneubildung in 500 Jahren ein Zentimeter Abtrag in nur 20 Jahren gegenüber! Der tolerierbare Bodenabtrag wird somit weit überschritten, was vor allem bei landwirtschaftlicher Nutzung sowie im Hochgebirge der Fall ist.
Ein Problem ist zudem die weltweit steigende Bevölkerungszahl, wodurch pro Person weniger Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche zur Verfügung stehen, obwohl der Bedarf nach Landwirtschaftsfläche steigt. Da Boden nicht vermehrbar ist, muss also die Effektivität gesteigert werden. Außerdem führt die veränderte menschliche Ernährung mit einem verstärkten Fleischkonsum sowie einer größeren Gesamtkalorienaufnahme zu einem erhöhten Bodenbedarf.
Nicht zuletzt der Klimawandel führt zu veränderter Niederschlagsverteilung und einer prognostizierten Zunahme von Extremereignissen, die die Bodenerosion durch Wasser und Wind steigern. Besonders gefährdet sind Regionen mit starkem Gefälle und heftigen Niederschlägen sowie Gebiete mit nicht angepasster landwirtschaftlicher Nutzung. Maßgeblich für die Erosion sind die Größe der Wassertropfen und deren Geschwindigkeit sowie die Bodenfeuchte (eine mittlere Bodenfeuchte bietet die größte Bodenstabilität).
Aufgrund des schleichenden und kontinuierlichen Prozesses, der zudem weltweit zu beobachten ist, erlangt das Thema Bodenerosion globale Relevanz und stellt dadurch als größtes Umweltproblem eine reale Bedrohung für die Menschen dar.
Abschließend stellte Herr Prof. Scholten mehrere der Bodenerosion entgegen wirkende Maßnahmen vor. Ferner ging er auf den Boden als Kohlenstoffspeicher ein: Da der Boden ein Speicher von relevanter Größe ist, kann er Gase, die das Klima verändern, im Boden zurückhalten. Kohlenstoff ist bei verstärkter Bodenerosion aber schnell verfügbar, kann in die Atmosphäre gelangen und dort zu den unerwünschten Wirkungen führen.